Leitsatz 1: Kenne deine Arbeitsumgebung.

Technische Ausrüstung:
CRM-Leitsatz 1 fordert, dass man mit den genutzten Geräten und Werkzeugen vertraut ist, um sie im Ernstfall sicher und effektiv bedienen zu können.
Organisatorische Strukturen:
Es ist wichtig zu wissen, wie die Arbeitsumgebung organisiert ist, wer für welche Aufgaben zuständig ist und wie im Falle eines Zwischenfalls die Kommunikation und Zusammenarbeit funktioniert.
Eigene Ressourcen:
Dazu gehören die Kenntnis der eigenen Fähigkeiten und Grenzen, sowie der verfügbaren Ressourcen (z.B. Personal, Material), die im Ernstfall benötigt werden.
Vorbereitung auf Zwischenfälle:
Ein wichtiger Aspekt ist die Vorbereitung auf mögliche Notfälle, indem man die eigenen Ressourcen und Rückfallebenen kennt und im Umgang damit geübt ist.
Leitsatz 2: Antizipiere und plane voraus.

Vorausschauendes Denken:
Sich vorstellen, was als nächstes passieren könnte und welche Schritte notwendig sind.
Planung:
Erstellen von Notfallplänen und das Berücksichtigen verschiedener Optionen, falls der erste Plan nicht funktioniert.
Situationsbewusstsein:
Ständiges Beobachten der Umgebung und antizipieren möglicher Gefahren oder Probleme.
Vorbereitung:
Sicherstellen, dass alle notwendigen Ressourcen und Informationen verfügbar sind.
Leitsatz 3: Hilfe anfordern, lieber früher als später.

Frühzeitige Erkennung von Problemen:
Hilfesuchende können potenzielle Probleme frühzeitig erkennen und beheben, bevor sie sich verschlimmern.
Stärkung des Teams:
Das Anfordern von Hilfe stärkt das Vertrauen innerhalb des Teams und fördert eine Kultur der offenen Kommunikation und Zusammenarbeit.
Vermeidung von Überlastung:
Durch das Teilen von Aufgaben und die Inanspruchnahme von Unterstützung können Einzelpersonen Überlastung und Stress vermeiden.
Verbesserung der Entscheidungsfindung:
Wenn ein Teammitglied nicht weiter weiß, kann die Einbeziehung anderer zu besseren Entscheidungen führen.
Leitsatz 4: Übernimm die Führungsrolle oder sei ein gutes Teammitglied mit Beharrlichkeit.

Führungsrolle:
In bestimmten Situationen ist es wichtig, dass jemand die Führung übernimmt, um die Aufgaben zu koordinieren und Entscheidungen zu treffen.
Teammitglied:
Auch als Teammitglied ist es wichtig, sich aktiv einzubringen, Vorschläge zu machen und die Arbeit des Teams konstruktiv zu unterstützen.
Beharrlichkeit:
Sowohl in der Führungsrolle als auch als Teammitglied ist es wichtig, beharrlich zu sein und sicherzustellen, dass die Aufgaben erledigt werden und die Kommunikation klar ist.
Leitsatz 5: Verteile die Arbeitsbelastung.

Dieser fünfte Leitsatz, "Mobilisiere alle verfügbaren Ressourcen", ist besonders wichtig, da er verdeutlicht, dass ein Team in der Lage sein muss, schnell und effizient auf alle zur Verfügung stehenden Mittel zuzugreifen, um eine Situation erfolgreich zu meistern.
Dies umfasst nicht nur die technischen Geräte, sondern auch das Wissen und die Fähigkeiten der Teammitglieder. Die effektive Nutzung dieser Ressourcen kann den Unterschied zwischen Erfolg und Misserfolg in kritischen Situationen ausmachen.
Leitsatz 6: Mobilisiere alle verfügbaren Ressourcen (Personen und Technik).

Ressourcen erkennen und nutzen:
Der Leitsatz fordert dazu auf, sich der eigenen Ressourcen bewusst zu sein und diese im Bedarfsfall aktiv einzusetzen.
Personal:
Dazu gehören sowohl die eigenen Fähigkeiten als auch die Unterstützung durch Kollegen, Vorgesetzte oder andere Fachleute.
Technik:
Es ist wichtig, die vorhandene Ausrüstung zu kennen, sie sicher bedienen zu können und bei Bedarf rechtzeitig einzusetzen.
Kommunikation:
Eine klare und effektive Kommunikation ist entscheidend, um die Ressourcen effektiv zu koordinieren.
Vorbeugung:
Die Mobilisierung von Ressourcen kann auch präventiv eingesetzt werden, um potenzielle Probleme frühzeitig zu erkennen und zu beheben.
Beispiele:
Dazu gehört, frühzeitig um Hilfe zu bitten, wenn man mit einer Situation überfordert ist, oder die Notfallausrüstung vorab auf Funktionsfähigkeit zu prüfen.
Leitsatz 7: Kommuniziere sicher und effektiv – sag was Dich bewegt.

Dieser Leitsatz betont die Bedeutung einer klaren, direkten und effektiven Kommunikation innerhalb eines Teams, um Missverständnisse zu vermeiden und eine gemeinsame Situationswahrnehmung zu gewährleisten.
Sicher:
Die Kommunikation sollte so erfolgen, dass sie keine Missverständnisse oder Unsicherheiten hervorruft.
Effektiv:
Die Botschaft sollte klar und präzise sein, um sicherzustellen, dass sie vom Empfänger richtig verstanden wird.
Sag, was Dich bewegt:
Es ist wichtig, dass alle Teammitglieder ihre Gedanken, Bedenken und Beobachtungen offen äußern können, um eine offene und transparente Kommunikationskultur zu fördern.
Leitsatz 8: Beachte und verwende alle vorhandenen Informationen.

Aufmerksamkeit für Details:
Es ist wichtig, auch kleine Details oder Informationen, die auf den ersten Blick unwichtig erscheinen mögen, zu beachten und zu analysieren. Oftmals können gerade diese Details wichtige Hinweise auf Probleme oder Risiken geben.
Sammeln und Bewerten von Informationen:
Alle verfügbaren Informationen, sei es durch Beobachtung, Kommunikation oder durch andere Quellen, sollten gesammelt und bewertet werden, um ein umfassendes Bild der Situation zu erhalten.
Einbeziehung in die Entscheidungsfindung:
Die gesammelten und bewerteten Informationen müssen in die Entscheidungsfindung einbezogen werden, um fundierte und sichere Entscheidungen treffen zu können.
Leitsatz 9: Verhindere und erkenne Fixierungsfehler.

Fixierungsfehler, auch als Denkfehler oder Modellfehler bezeichnet, treten auf, wenn man sich zu sehr auf eine bestimmte Vorstellung oder ein bestimmtes Modell einer Situation fixiert, anstatt offen für andere Möglichkeiten zu bleiben. Dies kann dazu führen, dass man wichtige Informationen übersieht, falsche Entscheidungen trifft oder wichtige Handlungsschritte vergisst.
Beispiele für Fixierungsfehler:
Diagnose:
Ein Arzt fixiert sich auf eine bestimmte Diagnose und übersieht Hinweise, die auf eine andere, möglicherweise schwerwiegendere Erkrankung hindeuten könnten.
Planung:
Ein Team konzentriert sich auf eine bestimmte Vorgehensweise, ohne die Möglichkeit anderer Optionen oder unvorhergesehener Ereignisse in Betracht zu ziehen.
Kommunikation:
Eine Person hält an ihrer eigenen Interpretation einer Aussage fest, ohne die Perspektive des Gesprächspartners zu berücksichtigen.
Warum sind Fixierungsfehler gefährlich?
- Sie können zu falschen Entscheidungen und Handlungen führen, was in bestimmten Situationen (z.B. im Rettungsdienst, in der Luftfahrt oder in der Medizin) lebensbedrohliche Folgen haben kann.
- Sie können die Effizienz und den Erfolg von Aufgaben beeinträchtigen.
- Sie können zu Konflikten und Missverständnissen führen.
Wie kann man Fixierungsfehler vermeiden?
- Offenheit: Sei offen für neue Informationen und Perspektiven.
- Hinterfragen: Hinterfrage deine eigenen Annahmen und Denkweisen.
- Teamarbeit: Nutze die Expertise und die Perspektiven anderer Teammitglieder.
- Reflexion: Überprüfe regelmäßig deine Entscheidungen und Handlungen.
- Checklisten und Algorithmen: Nutze Hilfsmittel, um Fehler zu vermeiden und sicherzustellen, dass alle wichtigen Schritte berücksichtigt werden.
- Kommunikation: Kommuniziere klar und deutlich mit deinen Teammitgliedern, um sicherzustellen, dass alle auf dem gleichen Informationsstand sind.
Leitsatz 10: Habe Zweifel und überprüfe genau („double check“, nie etwas annehmen).

Kritische Hinterfragung:
Der Leitsatz 10 betont die Bedeutung der kritischen Reflexion und der Hinterfragung von Informationen, die vom Teammitglied oder aus der Umgebung kommen.
Double Check:
Es wird empfohlen, wichtige Informationen und Anweisungen zu verifizieren, indem man sie mit anderen Quellen oder Teammitgliedern abgleicht.
Nie etwas annehmen:
Dieser Teil des Leitsatzes unterstreicht die Notwendigkeit, nicht blindlings Informationen zu akzeptieren, sondern aktiv nach Bestätigung und Konsistenz zu suchen.
Durch die Anwendung dieses Leitsatzes sollen Fehler frühzeitig erkannt und potenzielle Risiken minimiert werden, um die Patientensicherheit zu erhöhen und die Effizienz des Teams zu steigern.
Leitsatz 11: Verwende Merkhilfen und schlage nach.

Vermeidung von Fixierungsfehlern:
Menschen neigen dazu, in stressigen Situationen an einer ersten Idee oder einem ersten Lösungsweg festzuhalten (Fixierungsfehler). Durch die Verwendung von Checklisten, Algorithmen oder anderen Merkhilfen kann man sicherstellen, dass alle relevanten Aspekte einer Situation berücksichtigt werden und nicht nur die offensichtlichsten.
Sicherung von Informationen:
Merkhilfen und Nachschlagewerke sind oft das Ergebnis von Erfahrungen und Expertenwissen. Durch die Verwendung dieser Ressourcen wird sichergestellt, dass wichtige Informationen nicht vergessen oder falsch erinnert werden.
Förderung der Kommunikation und Zusammenarbeit:
In einem Team kann die Verwendung von gemeinsamen Checklisten oder Algorithmen die Kommunikation erleichtern und sicherstellen, dass alle Teammitglieder auf dem gleichen Wissensstand sind.
Verbesserung der Entscheidungsfindung:
Durch die systematische Anwendung von Merkhilfen und die Einbeziehung von Informationen aus Nachschlagewerken können fundiertere Entscheidungen getroffen werden, da alle relevanten Aspekte berücksichtigt wurden.
Beispiele für Merkhilfen:
Checklisten für Notfallsituationen, Algorithmen zur Diagnose, Handbücher oder Online-Datenbanken für medizinische Informationen, etc.
Leitsatz 12: Reevaluiere die Situation immer wieder (wende das 10-Sekunden-für-10-Minuten-Prinzip an).

Leitsatz 12, oft als "Speaking Up" bezeichnet, ist ein Kernelement von CRM und betont die Bedeutung einer offenen und ehrlichen Kommunikation, um Fehler zu vermeiden und die Patientensicherheit zu gewährleisten. Hier sind die wichtigsten Aspekte.
Bedenken äußern:
Mitarbeiter sollen ihre Sorgen und Bedenken zu jeder Zeit und unabhängig von der Hierarchieebene ansprechen können.
Unklarheiten beseitigen:
Wenn etwas unklar ist, sollen Mitarbeiter dies ansprechen, um Missverständnisse und Fehler zu vermeiden.
Unterstützung einfordern:
Es ist wichtig, dass Mitarbeiter ihre Bedürfnisse nach Unterstützung offen kommunizieren und sich nicht scheuen, um Hilfe zu bitten, wenn sie diese benötigen.
Vertrauen und Respekt:
Dieser Leitsatz basiert auf einem Klima des Vertrauens und Respekts, in dem sich alle Teammitglieder sicher fühlen, ihre Meinung zu äußern.
Kommunikationskreisläufe schließen:
Es wird betont, dass Kommunikation nur dann effektiv ist, wenn sie vollständig ist. Das bedeutet, dass das, was gedacht, gesagt, gehört und dann auch tatsächlich umgesetzt wird, übereinstimmen muss.
Leitsatz 13: Achte auf gute Teamarbeit – andere unterstützen und sich koordinieren.

Kommunikation von Normalbefunden:
Auch wenn ein Untersuchungsergebnis oder eine Beobachtung im Rahmen des Erwartbaren liegt (z.B. ein "eFAST bland" bei der Notfallsonographie), sollte dies klar kommuniziert werden.
Frühzeitige Fehlererkennung:
Durch das Aussprechen von Normalbefunden wird ein Rahmen für das Team geschaffen, um Abweichungen davon schneller zu erkennen. Was normal ist, wird klar definiert, und alles andere fällt schneller auf.
Verbesserung des Situationsbewusstseins:
Die aktive Kommunikation von Erkenntnissen, auch den unauffälligen, fördert das gemeinsame Situationsbewusstsein im Team und hilft, ein umfassendes Bild der Lage zu entwickeln.
Vermeidung von Annahmen:
Durch das Aussprechen von Beobachtungen wird verhindert, dass Teammitglieder Annahmen treffen, die auf unvollständigen Informationen basieren.
Leitsatz 14: Lenke Deine Aufmerksamkeit bewusst.

Die bewusste Lenkung der Aufmerksamkeit hilft, fokussiert zu bleiben und die Prioritäten richtig zu setzen. In komplexen Situationen, wie sie beispielsweise im Rettungsdienst oder in der Luftfahrt vorkommen, ist es wichtig, alle relevanten Informationen zu beachten, Fixierungsfehler zu vermeiden und kritisch zu hinterfragen.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Leitsatz 14 dazu auffordert, die Aufmerksamkeit aktiv zu steuern, um die Effizienz und Sicherheit in komplexen Arbeitsumgebungen zu erhöhen.
Leitsatz 15: Setze Prioritäten dynamisch.

Dieser Leitsatz hängt eng mit der bewussten Lenkung der Aufmerksamkeit und der Reevaluation von Situationen zusammen. Er hilft auch dabei, schneller Hilfe anzufordern (Leitsatz 3), wenn sich ein neues Problem ergibt.
Dynamische Priorisierung:
Die Reihenfolge, in der Aufgaben erledigt werden, sollte nicht starr sein, sondern sich an den aktuellen Erfordernissen orientieren.
Schnelle Reaktion:
Bei unerwarteten Ereignissen oder neuen Informationen müssen Prioritäten schnell neu bewertet und gegebenenfalls angepasst werden.
Bewusstsein für Veränderungen:
Es ist wichtig, sich bewusst zu machen, dass sich die Lage jederzeit ändern kann und dass man nicht zu sehr an der ursprünglichen Planung festhalten sollte.
Vermeidung von Stress:
Durch eine dynamische Priorisierung können Überraschungen besser bewältigt und Stress reduziert werden.